AG Neuroinflammation und neuromuskuläre Erkrankungen

Unsere Arbeitsgruppe beschäftigt sich hauptsächlich mit der Pathogenese und Therapie von Erkrankungen des peripheren Nervensystems und der Muskulatur. Periphere Neuropathien sind sehr häufig und können eine entzündliche, toxische, hereditäre oder metabolische Ursache haben. Polyneuropathie ist zudem die häufigste neurologische Manifestation von Erkrankungen wie Diabetes mellitus, HIV, soliden Tumoren und Hämatoblastosen. Obwohl viele neuromuskuläre Erkrankungen mittlerweile kausal behandelbar sind, besteht weiterhin ein großer Bedarf an effizienterer Diagnostik, neuen Therapien und verbesserter Versorgung. Daran arbeiten wir. Interessierte sind immer willkommen.

Forschungsschwerpunkte

Traktrographie des N. ischiadikus beim Menschen, Quelle: Uniklinik Köln
Traktrographie des N. ischiadikus beim Menschen, Quelle: Uniklinik Köln

Immunneuropathien

Bei den Immunneuropathien handelt es sich um autoimmun-vermittelte akute oder chronisch verlaufende Polyneuropathien, die nach Elektrophysiologie, Symptomatik und Autoantikörper-Profilen eingeteilt werden können. Ein wissenschaftlicher Schwerpunkt der Arbeitsgruppe besteht in der Erforschung der Pathogenese des Guillain-Barré-Syndroms. Ein weiterer Schwerpunkt sind Untersuchungen zur chronisch inflammatorischen demyelinisierenden Polyradikuloneuropathie (CIDP), die häufig mit gravierenden motorischen Defiziten vergesellschaftet ist. Die Ursachen einer gestörten Regeneration peripherer Nerven bei diesen Erkrankungen und mögliche neue innovative Biomarker, wie zum Beispiel DTI, werden bei Patienten und an etablierten in vivo- und in vitro-Modellen untersucht.

Regenerierende Nervenfasern des Nerves ischiadikus (Maus), Quelle: Uniklinik Köln
Regenerierende Nervenfasern des Nerves ischiadikus (Maus), Quelle: Uniklinik Köln

Chemotherapie-induzierte Polyneuropathien

Etwa jeder dritte Krebspatient, der eine Chemotherapie erhält, entwickelt eine Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie (CIPN). Die CIPN ist eine der häufigsten Nebenwirkungen der Chemotherapie; darüber hinaus ist sie häufig so ausgeprägt, dass sie den Dosis-limitierenden Faktor von ansonsten hocheffektiven Substanzen darstellt. Patienten mit CIPN leiden häufig unter sensiblen und motorischen Defiziten und sind in ihrer Lebensqualität trotz eventueller Tumorremission deutlich eingeschränkt. Verschiedene Chemotherapeutika können eine Nervenschädigung auslösen, bekannt hierfür sind vor allem Platin-Verbindungen, Vincaalkaloide, Taxane und Bortezomib. In verschiedenen Projekten untersuchen wir anhand  von in vivo- und in vitro-Modellen, wie eine CIPN entsteht und wie sie verhindert werden kann. 

Hereditäre Transthyretin Amyloidose (ATTRv)

Die Neuropathie ist ein Schlüsselsymptom der hereditären Transthyretin Amyloidose, einer progredienten, fatalen Multisystemerkrankung, die durch Mutationen im TTR-Gen verursacht wird. Es handelt sich um eine behandelbare, aber oft unterdiagnostizierte Erkrankung. Wir untersuchen genotypisch-phänotypische Korrelationen und Surrogatmarker, um die Versorgung von Patienten mit ATTRv zu verbessern.

Motoneuronerkrankungen

Neuromuskuläre Endplatte mit innervierendem Axon (rot), Quelle: Uniklinik Köln
Neuromuskuläre Endplatte mit innervierendem Axon (rot), Quelle: Uniklinik Köln

Spinale Muskelatrophie (SMA)

Die spinale Muskelatrophie ist eine kausal behandelbare Motoneuronerkrankung. In Zusammenarbeit mit anderen Gruppen auf dem Campus erforschen wir Surrogatmarker für die Erkrankung.

Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)

Die Pathogenese der ALS ist bisher nur in Grundzügen verstanden. Es wird angenommen, dass oxidativer Stress, mitochondriale Dysfunktion und inflammatorische Prozesse zu einem Untergang der Motoneurone führen. Wir untersuchen an in vitro- und in vivo-Modellen neue therapeutische Ansätze, mit der geschädigte Motoneurone pharmakologisch in ihrer Regeneration unterstützt werden können, um so den Krankheitsverlauf der ALS abzuschwächen.

Ausgewählte Publikationen
  • Muke I, Sprenger A, Bobylev I, Wiemer V, Barham M, Neiss WF, Lehmann HC. Ultrastructural characterization of mitochondrial damage in experimental autoimmune neuritis. J Neuroimmunol. 2020 Jun 15;343:577218. 
  • Lichtenstein T, Sprenger A, Weiss K, Slebocki K, Cervantes B, Karampinos D, Maintz D, Fink GR, Henning TD, Lehmann HC. MRI biomarkers of proximal nerve injury in CIDP. Ann Clin Transl Neurol. 2017 Dec 4;5(1):19-28. 
  • Bobylev I, Joshi AR, Barham M, Ritter C, Neiss WF, Höke A, Lehmann HC. Paclitaxel inhibits mRNA transport in axons. Neurobiol Dis. 2015 Oct;82:321-31. 
  • Ritter C, Bobylev I, Lehmann HC. Chronic inflammatory demyelinating polyneuropathy (CIDP): change of serum IgG dimer levels during treatment with intravenous immunoglobulins. J Neuroinflammation. 2015 Aug 14;12:148. doi: 10.1186/s12974-015-0361-1.
  • Schneider C, Bucher F, Cursiefen C, Fink GR, Heindl LM, Lehmann HC.Corneal confocal microscopy detects small fiber damage in chronic inflammatory demyelinating polyneuropathy (CIDP). J Peripher Nerv Syst. 2014 Dec;19(4):322-7. 
  • Joshi AR, Bobylev I, Zhang G, Sheikh KA, Lehmann HC.Inhibition of Rho-kinase differentially affects axon regeneration of peripheral motor and sensory nerves. Exp Neurol. 2015 Jan;263:28-38. doi: 10.1016/j.expneurol.2014.09.012.
Förderung

BMBF, Deutsche Krebshilfe, Industrial Partners. Past funding: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), International GBS/CIDP Foundation, Else Kröner-Fresenius Stiftung, intramural university funding

Möchten Sie unsere Forschung fördern? Dann kontaktieren Sie uns per E-Mail helmar.lehmann@uk-koeln.de

Kooperationen

Wir haben sehr intensive und enge Kooperationen mit klinischen und Grundlagenforschungsgruppen auf dem Campus sowie national und international. Auf dem Campus arbeiten wir eng mit der Neuroradiologie, mit unseren Kolleginnen und Kollegen der Neuropathologie, Biochemie, Pharmakologie und Anatomie zusammen. Wir sind dankbar für unseren wissenschaftlichen Austausch und für die Zusammenarbeit mit Forschungsgruppen in den USA, den Niederlanden und Indien.

Das Team

Robin Ackfeld, cand. med.
Claudia Drapatz, BTA
Johannes Haensch, cand. med.
Ines Klein, M. Sc.
Dr. Felix Kohle
Felix Napravnik, cand. med.
Meike Wassermann, cand. med.
Philip Röth, cand.med.
Dr. Alina Sprenger
Dr. Martin Svačina
Hauke Wüstenberg, M. Sc.
Priv.-Doz. Dr. Gilbert Wunderlich
Julia Zeh, cand. med.
sowie projektbezogen Mitarbeitende anderer Arbeitsgruppen
 

Labor

LFI Ebene 5, Raum 406/7
Telefon +49 221 478-89144/5
Telefax +49 221 478-89143